Die letzten Jahre lebt die Imkerei mit den Bienen in Baumhöhlen wieder auf, es werden wieder Klotzbeuten in Workshops gebaut, lebende Bäume ausgehölt oder hohle Baumstämme als Bienenbehausungen eingerichtet. Die Biene wird dabei weniger als Nutztier gehalten, sondern eher als Wildtier beobachtet.
Der moderne Zeidler
Die Waldbienenhaltung, die im Wesentlichen in Russland, in Polen und Deutschland betrieben wurde hatte bis zum Jahr 2005 nur noch in Russland Bestand. Diese Art der Bienenhaltung gab es in Deutschland seit der Industrialisierung nicht mehr. Sie war fast vergessen, bis polnische Zeidler das Handwerk von russischen Zeidlern in Shulgan Tash am Ural aufgenommen haben, um 2014 in der Schweiz und in Deutschland die ersten Kurse darüber zu geben. Seitdem wächst das Interesse an der Zeidlerei, die im Mittelalter in Deutschland im Wesentlichen im Nürnberger Raum, aber auch in Berlin im Grunewald und im Spreewald zu finden war.
Was wir bisher im Rahmen der Zeidlerei anbieten
- Kurse zur Zeidlerei. In diesen Kursen wird das Aushöhlen von lebenden Bäumen und kurzen Stammabschnitten gelehrt und gelernt. Man nimmt dazu alte geschmiedete Zeidler-Werkzeuge, die neben Kettensägen der Moderne eingesetzt werden, um einen Baum so auszuhöhlen, dass der Baum möglichst wenig geschädigt, aber weiterleben kann. Das Aushöhlen der Stammabschnitte ergibt eine Klotzbeute, welche man auf den Boden, erhöht oder hoch oben in die Bäume installieren kann. Das Herstellen von handgemachten Seilen für traditionelle polnische und russische Klettertechniken gehört zum erweiterten Handwerksumfang. Und für die Zeidler, die dann die Bienen halten, werden artgerechte Praktiken zur Bienenhaltung gelehrt. Die Art der Haltung von Honigbienen in artgerechten Bienenwohnungen spielt ebenso eine Rolle wie ausreichende und abwechslungsreiche Futterversorgung in der Landwirtschaft und im Wald.
Hier könnt ihr den Bau einer Klotzbeute lernen: Klotzbeutenkurs und Zeidlerkurs unter Termine
Führungen und Wissensvermittlung
- Wir machen Führungen von Interessierten zu Bienenbehausungen in lebenden Bäumen im Wald oder zu Klotzbeuten am Boden und zeigen Unterschiede zu bisherigen Haltungsmethoden auf.
- Wir vermitteln historisches Wissen, wie Bienen bei Zeidlern gehalten wurden und wie man zu heutigen Haltungsformen kam.
- Wir zeigen Wege zu alternativen Haltungsformen auf, bei der nicht wirtschaftliche Interessen, sondern Nachhaltigkeit, Vielfalt und regionale Anpassung der Honigbiene im Vordergrund stehen.
Wissenschaftliche Begleitung der Maßnahmen
- Wir wollen ein Nachdenken über bisherige Bienenhaltungsformen einleiten und dabei Imker, Förster und Bauern zusammenbringen und vernetzen.
- Wir versuchen beobachtende Erfahrungen und konkrete Messergebnisse von Wissenschaftlern und Forschern zusammenzubringen, um z.B. mit unterschiedlicher Sensorik mehr über die Welt der Bienen in Bäumen zu erfahren. Dabei helfen Kameras, Mikrofone, Gewichts‑, Feuchtigkeits- und Temperaturmessungen in diesen Baumbehausungen.
Was uns noch fehlt
- Da es sich bei der Zeidlerei um ein wichtiges Kulturgut handelt wollen wir versuchen es als immaterielles Kulturerbe anerkennen zu lassen, und somit ein altes Handwerk bei der Wiederbelebung unterstützen, was wiederum dazu beitragen wird, die Gesundheit der Wälder wiederherzustellen.
- Wir haben Fragen nach dem natürlichen Miteinander von Bienen in einem lebenden Baum. Das Leben von Bienen in einer naturgeschaffenen Aushöhlung im Inneren eines Baumes ist wenig erforscht. Wo könnte Symbiotisches zwischen Bienen und Bäumen gesehen werden?
- Können Bäume Bestäubung durch Honigbienen auch spüren und sich freuen? Wir denken, auch blühende Bäume lieben Bienen. Z.B. wilde Kirschen, die sicher froh sind, dass Bienen bei deren früher Blüte im Frühling als ganzes Bestäubervolk zur Verfügung stehen.
- Wir sind ganz an den Naturprozessen von Bäumen und Bienen interessiert. Wie ist/ war das Zusammenleben Biene und Baum über 50 bis 90 Millionen Jahre?
Die Geschichte
Unter Zeidlerei verstand man im Mittelalter das gewerbliche Sammeln von Honig aus wilden oder halbwilden Bienenvölkern, wie es von einem Zeidler durchgeführt wurde. Das Wort leitet sich vom lateinischen excidere (“ausschneiden”) und dem altdeutschen zeideln (“Honig schneiden”) ab. Das Ausschneiden erfolgte, weil im Gegensatz zu heute ganze Waben aus einem Bienenstock entnommen wurden, wobei der Fortbestand eines Bienenvolkes von untergeordneter Bedeutung war.
Der Begriff Zeidler (auch Zeitler) bezieht sich auf den speziellen Beruf des Honigsammlers. Damals hielten Zeidler die Bienen nicht in Beuten. Vielmehr schnitten sie in alten Bäumen in etwa sechs Metern Höhe künstliche Höhlen (Beuten) aus und versahen den Eingang mit einem Brett, durch das ein Flugloch gebohrt wurde. Ob ein Bienenstock mit Bienen besetzt war oder nicht, hing ganz von den natürlichen Gegebenheiten ab und variierte von Jahr zu Jahr.
Während im Mittelalter die Waldimkerei in Russland, Polen und Deutschland (vor allem im Nürnberger Raum sowie in Berlin im Grunewald und Spreewald) verbreitet war, ging sie Ende des 19. Jahrhunderts durch die allgegenwärtige Industrialisierung, die wachsende Zahl von Bienenfarmen, die billigen, leicht zu erntenden Honig anboten, und die großflächige Abholzung der Wälder nahezu verloren. In Deutschland und Polen war die Zeidlerei weitgehend verschwunden, nur in Russland gab es noch einige wenige Exemplare.
Wiederentdeckt um 2005 von polnischen Zeidlern, die das Handwerk von Russen in Shulgan Tash im Ural erlernten, erlebt dieses traditionelle Handwerk nun eine Renaissance, die sich 2014 zunächst in Deutschland und der Schweiz ausbreitete und seitdem nach Österreich, Großbritannien, in die USA, in die Türkei, nach Portugal und darüber hinaus wanderte.
Ein weiterer Artikel: #Schnappstich: 1 — 2 — 3 — Klotzbeute hoch!
Links kooperierender Projekte:
Sa bienen Imkerei (Deutschland) www.sabienenimkerei.de — Zeidlerei — Schloss Hamborn
Mellifera Freibeuter Blog (Deutschland) www.mellifera.de/blog/freibeuter
BEEtree Monitor (Deutschland) www.beetrees.org
Free the Bees (Schweiz) www.freethebees.ch
Free-Living Bees (England) www.freelivingbees.com