Wie viele unserer Kulturpflanzen stammt auch der Winterling nicht aus Mitteleuropa, sondern ist ursprünglich in Südosteuropa bzw. der Türkei heimisch. Die gelben noch geschlossenen Knospen tauchen oftmals schon im Januar oder Februar auf, wenn noch Schnee liegt.
Mit den ersten sonnigen Tagen öffnen sich die Blüten und noch während der Reinigungsflüge finden sich die ersten Bienen darauf ein. Anfangs noch unbeholfen wälzen sie sich irgendwann fast wie im Rausch in den Blütenkelchen und Staubgefäßsen — kein Wunder, nach Monaten voll Dunkelheit und Kälte. Bald kann man auch schon die ersten Bienen mit Pollenhöschen sehen, diese sind jedoch kleiner, fast zart und kein Vergleich zu den dicken Pollenansammlungen von der Weide. Der Trachtwert der Winterlinge liegt ‚nur’ im mittleren Bereich (2/3). Nektar und Pollen sind jedoch um so kostbarer, da zu dieser Zeit kaum etwas anderes blüht. Hinzu kommt, dass sich die Pflanzen rasch auf größeren Flächen vermehren.
In England werden im Gegensatz zu uns Frühblüher „in the green“ gepflanzt, d.h., mit Grün und kurz nach der Blüte. Hier im Handel sind Winterlinge meist erst im Herbst als kleine, getrocknete Knollenrhizome erhältlich, die vor der Pflanzung erst noch gewässert werden müssen. Das geht, zuverlässiger ist es jedoch im Frühjahr an Standorten, an denen Winterlinge bereits seit Jahren wachsen, Teilungen vorhandener Pflanzen vorzunehmen. Gartenbesitzer mit solchen verwilderten Beständen geben in der Regel gerne etwas davon ab. Sie sollten dann möglichst bald wieder eingepflanzt werden, die Pflanztiefe ergibt sich aus dem vorigen Standort, d.h. bis zum weißen Ende der Stängel. Es empfiehlt sich, diese dabei locker verteilt neu auszupflanzen. Natürlich wirkt z.B. eine Pflanzung unter Sträuchern und von dort ausgehend in Rasenflächen hinein.
Auch wenn die Vermehrung bei Winterlingen auch über Teilung erfolgen kann, wichtiger ist jedoch die Aussaat. Bereits im April und Mai beginnen die Blätter gelb zu werden und man sollte solche Rasenbereiche dann möglichst noch nicht mähen. Erst mit dem Vertrocknen der Blätter haben die Pflanzen die nötige Kraft für das kommende Jahr gesammelt, zeitgleich sind auch die Samen ausgereift, die sternförmigen Kapseln öffnen sich und die Samen fallen aus. Oft werden sie von Ameisen weiter transportiert. Im Frühling des Folgejahres zeigen sich zunächst einfache Keimblätter, erst im zweiten Jahr ist die typische Blattform erkennbar und meist kann man dann auch schon sehen, dass sich kleine Gruppen von Sämlingen gebildet haben. Im dritten oder vierten Jahr blühen diese Sämlinge erstmalig und säen sich dann erneut aus. In machen Parks können so über die Jahre große Rasenflächen und Wiesen von Winterlingen besiedelt werden — ein Meer aus Gelb.
Tip N°2 Winterlinge (Eranthis hyemalis)
Winterlinge teilen und neu einpflanzen ist gut. Wichtig ist auch, im Frühjahr nicht zu mähen, bis sich die Farbe der Blätter der Winterlinge gelb verfärbt und sich die Frühblüher von selbst aussäen.
Es folgt: Tip N°3 Elfenkrokusse (Crocus tommasianus)
Text & Foto: Rainer Kaufmann, Netzwerk Blühendes Berlin