Mein Vater hat mich begeistert für die Bienen als ich ein kleiner Junge war und im Frühjahr in den Obstbäumen ausgebüxte Bienenschwärme mit ihm zusammen wieder einfangen musste. Ich musste die Leiter hochklettern und er hat mich mit der Leiter gehalten. Meine Aufgabe, die in meiner Schulklasse sicher Respekt erzeugte, hat aber auch Kopfschütteln hinterlassen, wenn ich denn mal wieder zu schnell und zu nah an den Bienenstöcken vorbei gerannt war und unglücklicherweise gestochen wurde. Schmerzhaft waren die Stiche und die Blicke der Mitschüler auf mein aufgeschwollenes Gesicht. Heute bin ich immun dagegen, aber es tut noch genauso weh, wenn die Biene sticht. Dann weiß ich, dass ich einen Fehler gemacht habe.
Es überraschte mich am Anfang, wie einfach es ist, wesensgemäß zu imkern — mein Herz hat mir geholfen mich zu entscheiden! Einem Schwarm bei einem Auszug aus seiner Behausung zuzusehen gehört für mich noch heute zu den außerordentlich faszinierenden Naturschauspielen. Es macht sich dann eine Glückseligkeit in meinem Herzen breit, die ich sonst nur beim Marathonlauf erlebt habe, wenn man auf den letzten Metern ist. Die Entscheidung „für wesensgemäß“ fiel mir leicht, nachdem ich das Faschingsseminar an der Fischermühle bei Mellifera e.V. besucht hatte. Zusätzlich zu den Erfahrungen mit meinem Vater lernte ich dort Techniken mit einem Schwarm umzugehen, noch bevor der überhaupt ausgezogen ist. Das hat mich beeindruckt und in Folge habe ich es selbst praktiziert, wenn der Standort zum Schwärmen nicht gerade gut geeignet war.
Ich musste hineinwachsen in meine Aufgabe das Wissen weiterzugeben und zu teilen, gerade im unvergleichlichen Prinzessinnengarten, diesem einzigartigen Ort auf der Welt. Alternativen aufzuzeigen, wie man in der modernen Imkerei althergebrachte Methoden nachhaltig verbessern und artgerechter angehen kann, ist mein Beitrag als Gegengewicht zur industriellen Imkerei und zu industrieller Landwirtschaft. Das Wort „wesensgemäß“ hielt ich am Anfang eher ein wenig zurück, heute finde ich kein besseres Wort dafür. Und gerade die Arbeit mit Kindern im Prinzessinnengarten und an den (Waldorf)Schulen macht mir große Freude. Die Kinder zu ermutigen gute Fragen in der heutigen Zeit zu stellen halte ich für meine große Herausforderung. Antworten werden sie alleine finden.
Als Glücksfall hat sich erwiesen, dass ich unsere Mellifera Regionalgruppe mit meinem Partner Rainer aufbauen konnte. So ist die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt und macht auch mehr Spaß, weil man effektiver sein kann.
Außerordentlich inspiriert hat mich Rudolf Steiner mit seinen Gedanken in den Arbeitervorträgen zur Bienenhaltung. Auf meinem eigenen Erkenntnisweg zu den Bienen hat sich für mich gezeigt, dass 100 Jahre später seine Anregungen mehr wert sind als je zuvor.
Auch aus Überzeugung bin ich Zeidler geworden, weil die Art der Bienenhaltung, wie sie die Zeidler betrieben haben, sehr viel mit Respekt im Umgang mit dem Tier zu tun hatte. Dem hohlen Baum als ursprünglichen Lebensraum wird keine moderne Bienenbehausung auch nur annähernd gerecht. Dort kann, seit 30 Millionen Jahren, die Honigbiene sich den wechselnden Umweltbedingungen und Herausforderungen der Neuzeit am besten anpassen und wehren. Dort wird das Prinzip der Natur „survival of the fittest“ gelebt, wenn die Natur intakt ist und bleibt.
„In Wilderness is the Preservation of the World” — Henry David Thoreau
Standort | Öffentliche Standorte: Prinzessinnengarten, Nutzgarten für urbane Landwirtschaft in Berlin-Kreuzberg am Moritzplatz. Abgeordnetenhaus von Berlin (nicht öffentlich zugänglich). |
Bienenstöcke | Alle Beutentypen, wo Bienen wesensgemäß gehalten werden können: Mellifera-Einraumbeute, Mellifera-Bienenkiste (am liebsten fliegende), TopBarHive, Warré, Weißenseifener Hängekorb, Umgebaute Deutsch-Normalmaß mit Hochwaben, Klotzbeuten und lebende Bäume. |
Wesensgemäß? | Naturwabenbau, Arbeiten mit dem Schwarmtrieb und die Überwinterung der Bienen auf eigenem Honig sind fester Bestandteil meiner extensiven Betriebsweise. Und das bringt mich unheimlich nah an die Bienen und ihre faszinierende Welt. |
Honigverkauf | Verkauft werden Überschüsse der Bienen aus der Ernte im Prinzessinnengarten in der Regel ab Mitte August am Verkaufstresen. In manchen Jahren brauchen die Bienen ihren eingetragenen Honig komplett selber für die Überwinterung und haben keine Überschüsse, die der Imker ernten kann. |
Kontakt |
Heinz Risse
Gründungsmitglied Mellifera Regionalgruppe Berlin, Kursleiter “Wesensgemäße Bienenhaltung”
Mitglied in weiteren Mellifera-Netzwerken: „Schwarmbörse”, sowie „Netzwerk Blühende Landschaften”
Gründungsmitglied „Tree Beekeeping International“
Eine Dokumentation über Zeidlerei und auch über Heinz Risse: “Unter (modernen) Zeidlern. Eine Reise ins Bibertal” von Max Grund
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