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Mellifera @ Wir haben es satt! Demo 2017 (Berlin)

Und wie­der haben sich im Januar 130 Traktoren und 18.000 Menschen und Bienen auf Berlins Straßen ver­sam­melt um laut­stark das „Wir haben es satt!“ zu ver­brei­ten und die Wende in Agrar- und Ernährungspolitik für gesun­des Essen, eine bäu­er­lich-öko­lo­gi­sche­re Landwirtschaft, art­ge­rech­te Tierhaltung und fai­ren Handel zu fordern!

Auch wenn mit dem abge­sag­ten TIPP-Abkommen eine gewis­se Bedrohung abge­wen­det zu sein scheint, ste­hen immer noch eine Menge an Veränderungen an, um eine gesun­de und natür­li­che Lebensweise zu errei­chen. Aus Sicht der Bienen heißt das: die Forderung nach Verboten von Glyphosat, Neonikotinoiden und Co in der Landwirtschaft.

Beginnend im Berliner Quartier der Stiftung Aurelia, der poli­tisch akti­ven Initiative von Mellifera e.V., zogen wir von Potsdamer Platz bis Brandenburger Tor und demons­trier­ten in Imkerausrüstung und Bienenkostümen, mit Bannern und Smokern, Flyern und sum­men­den Gesprächen. Der Bienenschwarm umflog den Wagen vom Kleinfolgenreich e.V., brach­te Informationen unters Menschenvolk und führ­te beim Aufeinandertreffen mit den Trommelgruppen sei­nen Schwänzeltanz auf, um die pracht­vol­len Nahrungsquellen zu kom­mu­ni­zie­ren. Was uns danach ins Heinrich Böll Zentrum zu einer Kurzpräsentation und wei­te­rer Vernetzung aller teil­neh­men­den Initiativen führte.

Hintergrund unse­rer Anliegen: Auf dem Land spitzt sich die Bedrohung der Lebensbedingungen von Bienen, Wildbienen, Hummeln und ande­ren Insekten durch die inten­si­ve Agrarindustrie zu. In den letz­ten drei Jahrzehnten ist der Gesamtbestand bei Insekten dra­ma­tisch gesun­ken, selbst in Naturschutzgebieten wur­de ein dras­ti­scher Rückgang der Insektenbiomasse um 80 Prozent fest­ge­stellt. Der über­mä­ßi­ge Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, aus­ge­räum­te blü­ten­ar­me Agrarlandschaften und die damit ein­her­ge­hen­den feh­len­den Nahrungsquellen sind wahr­schein­li­che Ursachen für das Verschwinden der Insekten. Eine Vielzahl an Studien deu­tet dar­auf hin, dass eine Gruppe an Insektiziden (Neonikotinoide) eine beson­de­re Rolle bei die­sem Insektensterben spielt.

Nicht nur, dass mit dem Rückgang der Insekten die Bestäubung von Wiesen und Nutzpflanzen sowie eine Nahrungsquelle für ande­re Tiere im Ökosystem aus­fällt – die Verwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft führt zudem zu besorg­nis­er­re­gen­den Kontaminationen im Honig. Im letz­ten Jahr wur­de in einer Honigprobe eine mehr als hun­dert­fa­che Überschreitung der zuläs­si­gen Höchstmenge von Glyphosat fest­ge­stellt. Ein Verkehrsverbot und sei­ne Vernichtung ist die Folge. Die Ausbringung von Glyphosat ist seit 15 Jahren erlaubt, und mit die­ser erschre­cken­den Information muss erreicht wer­den, dass die Glyphosatbelastung von Honig wenigs­tens deut­lich und zuver­läs­sig unter den maß­geb­li­chen Grenzwerten bleibt.

Bisher lehnt die EU-Kommission das von der Aurelia Stiftung gefor­der­te Verbot ab und schreibt dazu: „…viel­mehr obliegt es dem Imker, sich rele­van­te Informationen über Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln zu beschaf­fen, bevor er sei­ne Bienenstände in land­wirt­schaft­lich oder ander­wei­tig genutz­ten Flächen platziert.“
„Diese wirk­lich­keits­frem­de Position neh­men wir Imker nicht hin,“ so Aurelia. Das Bündnis zum Schutz der Bienen klagt unter der Federführung des Mellifera e.V. beim Europäischen Gerichtshof auf Rücknahme der Verlängerung der Glyphosat-Zulassung im Jahr 2016.

Mehr Infos zu Glyphosat im Honig und dem Spendenaufruf der Stiftung Aurelia (Unterstützung der Klage am Europäischen Gerichtshof) unter www.aurelia-stiftung.de/de/es-lebe-die-biene/bienenschutz/glyphosat-in-honig.html

Mit Dank an Narciss & Goldfaden und dem Kostümkollektiv für die Kostümausleihe und der Grünen Fraktion für das Recycling ihrer Wahlplakate.
Text: Silke Meyer · Photos: Marc Marquardt, Angelika Sust, Sarah Bude, Andreas Pixis 

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