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Back to the woods mit Zeidlerei: Klotzbeute im Grunewald aufgestellt

In Kooperation mit dem Forstamt Dreilinden / Berlin Grunewald stell­te Sandra Grosset eine Klotzbeute auf, die nach pol­ni­schem Zeidler-Vorbild tra­di­tio­nell aus­ge­höhlt ist. Sie wird damit das ganz­jäh­ri­ge Imkern in einer Beute aus einem Fichtenstamm erpro­ben. Dafür hat sie die Klotzbeute im Frühjahr 2016 mit einem Naturschwarm besie­delt. So ist seit Jahrhunderten die Zeidlerei im Berliner Grunewald erst­mals wie­der offi­zi­ell erlaubt und eine im Grunewald in Vergessenheit gera­te­ne Kulturtechnik wie­der­be­lebt: Die Honigbiene ist mit dem Berliner Grunewald in einen alten Lebensraum zurück­ge­kehrt. Schön, denn die Tradition der Zeidlerei in und um Berlin hat Geschichte!

Honig wur­de schon immer von wild leben­den Honigbienen in Wäldern gesam­melt. Im Mittelalter ent­stand das Zeidlern als eine gewerbs­mä­ßi­ge Form der Bienenhaltung und bezeich­ne­te wört­lich „das Schneiden von Honigwaben“. Die Zeidler höhl­ten leben­de Bäume in gro­ßer Höhe zu soge­nann­ten Beuten (= Bienenwohnungen) aus oder fer­tig­ten Klotzbeuten aus Baumstämmen, die dann boden­nah auf­ge­stellt oder in vier, fünf Meter Höhe an alte Bäume gehängt wurden.

Auch auf dem Gebiet des heu­ti­gen Grunewalds wur­de die Waldbienenzucht betrie­ben und gilt mit als die ers­te Form der forst­wirt­schaft­li­chen Nutzung. In der damals noch Teltowschen Heide ist die Zeidlerei ab 1492 urkund­lich belegt. Honig wur­de noch nicht durch Rohrzucker ersetzt und Bienenwachs für die Herstellung von Kerzen gebraucht. Waldeigentümer erhiel­ten für einen Zeidlerbaum das Fünffache des­sen, was ihnen der Holzverkauf ein­ge­bracht hätte.

Mit der Reformation sank aber die Nachfrage nach Kerzenwachs und der letz­te regio­na­le Zeidler gab sein Handwerk im Jahre 1550 auf. Baumhöhlungen wur­den nur noch ver­ein­zelt zur Bienenhaltung ver­wen­det und deren Wachs- und Honigbeute von Liebhabern für den eige­nen Bedarf genutzt. Nur in Russland, in der Republik Baschkortostan, hat der Beruf des Zeidlers tra­di­tio­nell über­lebt. Der zer­ti­fi­zier­te Waldbienenhonig des Nationalpark Shulgan Tash gilt als eines der zehn bes­ten Produkte Russlands und wird für das acht­fa­che des markt­üb­li­chen Honigpreises verkauft.

Die moder­ne Zeidlerei wird meist noch als Hobby oder aus Naturschutzgründen betrie­ben. So haben die pol­ni­schen Bartniks (= pol­nisch für Zeidler) das Handwerk von ihren rus­si­schen Kollegen wie­der erlernt, um die natür­li­chen Lebensräume der zum Teil noch wild leben­den Augustowska Honigbiene zu erhal­ten und das Artensterben die­ser regio­nal ange­pass­ten, dunk­len Bienenart wei­ter aufzuhalten.

Weitere Informationen unter:
· Video: “Bau einer Klotzbeute nach Zeidler Art” Bienen Imkerei Schloss Hamborn, Sabine Bergmann, www.sabienenimkerei.de
· Freibeuter-Blog (Mellifera Deutschland):  https://www.mellifera.de/blog/freibeuter/freibeuter-zeidler-bienenbeobachter.html
· Free the bees (Schweiz): http://freethebees.ch
· Zeidlerei (Polen): http://bartnictwo.m‑sto.org

Klotzbeutenbau nach Zeidlerart: Workshop vom 17. — 19.3.2017 auf Schloss Hamborn (Borchen). Infos unter: http://www.sabienenimkerei.de/zeidlerei-kurse/kursbeschreibung/ 

Text und Fotos: Sandra Grosset