Imkerportraits

Wo Gemüse nicht besteht, gedeiht die Biene | Esther

Imkern fas­zi­niert mich. Immer wie­der. Kaum eines mei­ner Hobbies hat mich in so vie­le unter­schied­li­che Ecken getrie­ben: regel­mä­ßig zu einem Teil unse­rer Völker nach Berlin-Zehlendorf, zu Holz Possling für spe­zi­el­le Verschlüsse, in den Gartenverein des Klunker Kranich, zu den Anthroposophen, in Lesungen zu effek­ti­ven Mikroorganismen, in aus der Zeit gefal­le­ne Imkerfachgeschäfte direkt neben den Alex. Und und und. Und ab und zu in den gefühl­ten Wahnsinn.

Das ich zu Bienen kom­me, stand nie auf mei­ner Agenda. Ich war glück­lich mit mei­nem Erdgeschossgarten in Neukölln, indem die Radieschen selbst bei lie­be­vol­ler Pflege kaum fin­ger­na­gel­groß wur­den. Möhren wie Mangold erging es kaum bes­ser und so hieß es ket­ze­risch, ich sol­le lie­ber Tiere hal­ten als mich an Gemüse zu ver­su­chen. Das sprach Sandra und behaup­te­te, ihre Schwester hät­te lan­ge in Berlin geimkert.

Ungläubig mach­te ich mich auf die Suche und fand einen Kurs zur Bienenhaltung in den Prinzessinnengärten — und in Sandra mei­ne neue Bienen-Kumpanin. Wir waren ange­fixt, bau­ten Bienenkisten ohne damals zu wis­sen, was der Bien – oder viel­mehr der Imker – für Bedürfnisse hat. Das reu­ten wir, als wir uns in der nächs­ten Saison an unse­rem ers­ten, immens anwach­sen­den und bald über­quel­len­den Bienenvolk übten. Während sich unser eines Volk bie­nen­kis­ten­blog­ge­treu ent­wi­ckel­te, brach­te uns jenes Mauervolk an unse­re phy­si­schen und psy­chi­schen Grenzen. Für das Mauervolk über­zeug­te die Bienenkiste nicht, denn sie stand im dicht bebau­ten Hinterhof und grö­ße­re Eingriffe wie eine Teilung des Volkes schie­nen uns nur schwer mög­lich, aber beim Blick auf die mit rie­si­gen Bienenbärten behan­ge­ne und bis in die letz­te Ecke besetz­te Beute inmit­ten Neuköllner Nachbarschaft als ange­bracht. Das Volk woll­te par­tout nicht schwärmen.

Kurzum bau­ten wir im nächs­ten Winter Einraumbeuten und die­se erwie­sen sich als prak­ti­ka­bel. Die Bienenkisten zogen wir der­weil ins Sonnenhaus nach Zehlendorf um. Sandra lei­te­te dort eine Imker-AG, für die sich gera­de die­se Bienenstöcke als aus­ge­zeich­net ent­pupp­ten: Den Bien voll­flä­chig zu sehen begeis­ter­te Kinder, Eltern und auch uns immer wieder.

Standort Mehrfamilienhinterhausgarten Neukölln, Kinderspielplatz Sonnenhaus Zehlendorf, Zossener See
Bienenstöcke Einraumbeute, Bienenkiste,
Wesensgemäß?  Naturwabenbau ist beein­dru­ckend schön!
Schwarmfängerin  Ja (Kontakt)
Kontakt estherka@posteo.de

Esther
Mitglied der Mellifera Regionalgruppe Berlin
Redaktion Website Mellifera Regionalgruppe Berlin