Imkerportraits
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Wenn dich die Bienen einmal haben… | Helmut & Tine

Tine und Helmut - Bee Lovers forever

Wenn dich die Bienen ein­mal haben… las­sen sie dich nicht wie­der los. Bee Lovers for ever!

Bei mir, Helmut, fing es mit 15–16 Jahren an mit den Bienen, ich woll­te unbe­dingt wel­che haben.
„Das Leben auf dem Land“ von John Seymour war damals eines mei­ner Lieblingsbücher. Die Ökologiebewegung der 80er Jahre war voll im Gange. Wir woll­ten alle Selbstversorger wer­den. Auch die Bienenhaltung wur­de dort beschrie­ben. Das inter­es­sier­te mich besonders.

Damals besuch­te ich einen Imkerkurs am Bieneninstitut in Celle, nahm Kontakt zum nächst­ge­le­ge­nen Imkerverein auf und bekam mei­ne ers­ten drei Völker. Finanziert habe ich das durch Arbeiten auf der Baustelle des Bauernhofes mei­nes Lehrers Peter.
Ich war fas­zi­niert von den Bienen und selbst die zahl­rei­chen Stiche, die ich kas­sier­te, hiel­ten mich nicht ab. Leider sta­chen sie auch mei­ne Mutter, die dar­auf äußerst all­er­gisch reagier­te. Die Bienen konn­ten des­halb nicht lan­ge bei mir blei­ben. Ich gab sie im zwei­ten Jahr mit Wehmut an Peter wei­ter. Er ist dar­auf­hin Imker gewor­den und wir bei­de gute Freunde.

Vor 3 Jahren bekam ich die Möglichkeit wie­der Bienen zu hal­ten. Nicht hier in Berlin, son­dern in Mecklenburg auf dem Gelände einer Bio-Gärtnerei. Die Bienen soll­ten dort für gute Erträge durch ihre Bestäubungsleistung sor­gen. Über 200 km Distanz, doch ich mach­te mich auf den Weg, Tine, mei­ne Partnerin, im Schlepptau. Mit ihr kann ich „Pferde steh­len“, aber auch Bienen hal­ten. Die Bienen begeis­tern uns beide.

Ein gemein­sa­mer Kurs bei Heinz Risse in Berlin brach­te uns auf den neu­es­ten Stand. Die „Wesensgemäße Bienenhaltung“, die uns näher gebracht wur­de, inspi­rier­te uns. Warum nicht die Bienen das tun las­sen, was sie schon immer getan haben? Warum Schwärme ver­hin­dern und nach gro­ßen Honigerträgen stre­ben? Das wich­tigs­te, was die Bienen leis­ten, ist doch die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen, sie för­dern die Biodiversität, die gera­de auf dem Land mehr den je von Nöten ist.

Von den ers­ten drei Völkern über­leb­ten zwei den Winter, die­se waren die bei­den Naturschwärme gewe­sen. Einen davon hat­te ich über die „Schwarmbörse“ bekom­men. Er wur­de ein präch­ti­ges Volk im nächs­ten Frühjahr. Seine Behausung war eine Einraumbeute. Wir beka­men die drei Völker, die ich mei­nem alten Klassenlehrer vor so lan­ger Zeit über­las­sen hat­te „zurück“geschenkt, aus Niedersachsen! Vier wei­te­re Völker kamen über den ört­li­chen Imkerverein, in den ich inzwi­schen ein­ge­tre­ten war, und unse­re Bienen schwärm­ten… Einen Schwarm mit­zu­er­le­ben und zu fan­gen ist auf­re­gend und über­wäl­ti­gend, fast wie die Geburt eines Kindes. Manche belä­cheln einen, wenn man das begeis­tert erzählt…  Obgleich wir wis­sen wovon wir reden, wir haben zusam­men­ge­zählt sie­ben Kinder, wenn auch kei­nes gemein­sam… Unser gemein­sa­mes „Baby“ sind die Bienen.

Warum wir auf´s Land gegan­gen sind? Es gab eini­ge gute Gründe dafür. Wir woll­ten den „Brückenschlag“ wagen. Auf dem Land fehlt es mitt­ler­wei­le an genü­gend Bienenvölkern und auch Imkern. Die Bienen haben mehr mit Agrarchemie zu kämp­fen, des­halb war der Standort an einer Bio-Gärtnerei gera­de recht. Genau wie die bio­lo­gi­sche Landwirtschaft braucht auch die wesens­ge­mä­ße Imkerei Vorreiter in kon­ven­tio­nell bewirt­schaf­te­ten Gegenden. Wir sehen es als Statement. Es geht auch anders! Essen ist poli­tisch und die­je­ni­gen, die die­ses Essen mit öko­lo­gi­scher Betriebsweise erzeu­gen sind auf dem rich­ti­gen Weg.

Doch auch Vernetzung ist wich­tig! Meine Mitgliedschaft und mein Engagement im ört­li­chen Imkerverein brach­te mir schon im zwei­ten Jahr einen Posten im Vorstand ein. Durchschnittsalter der Mitglieder: 67 Jahre. Man freut sich über „Verjüngung“ und Zuwachs.

Unser zwei­ter Bezug zu den Bienen kommt von der päd­ago­gi­schen Seite. Tine ist Montessori-Lehrerin und wir haben gleich im ers­ten Jahr gemein­sam an der Tagung „Bienen machen Schule“ in Schwerin teil­ge­nom­men. Faszinierend! So etwas woll­ten wir auch machen! Die Gelegenheit bot sich für mich gleich das Gesehene und Gelernte umzu­set­zen. An der “Kulturbörse”, einem Familienzentrum in der Kleinstadt Gnoien (Landkreis Rostock) soll­te ein neu­es Bienenprojekt mit dem Namen „Summasummarum“ ent­ste­hen. In Kooperation mit der Gnoiener Regionalschule wur­de der Kurs für 10–14 jäh­ri­ge Kinder ange­bo­ten.  Schon bei der Erstellung des Förderantrages konn­te mit­ge­wirkt wer­den. Das Projekt kam ins Rollen, ein Standort für die Projekt-Bienen wur­de mit „gött­li­cher Fügung“ im Pfarrgarten der Gemeinde gefun­den, den die äußerst freund­li­che und inter­es­sier­te Pastorin zur Verfügung stellte.
Die Kinder im Kurs waren sehr inter­es­siert, staun­ten und wirk­ten mit Begeisterung mit. Ich ent­deck­te mit wach­sen­der Sicherheit in mir schlum­mern­de päd­ago­gi­sche Fähigkeiten. Es mach­te mir viel Freude mit den Kindern zu arbei­ten. Was für ein Start!
2019 soll das Projekt wei­ter­ge­führt wer­den. Wildbienen und ande­re Insekten wer­den ver­stärkt zum Thema. Die Bienen geben den Anstoß sich mit Natur und Kultur auseinanderzusetzen.
Wir haben auch noch ande­re Ideen. Tine bringt durch ihre Zusatzausbildung als Theaterpädagogin das „Theater mit den Bienen“ auf die Beine. Durch Aktionen auf Festen, Workshops, Bau- und Pflanz-Aktionen, inter­ak­ti­ve Spiele, kul­tur­päd­ago­gi­sche Ferienfahrten, Theater und Ausstellungen wol­len wir das Interesse für Bienen und eine gesun­de Umwelt im länd­li­chen Raum unterstützen.

Gemeinsam haben wir einen neu­en Standort in der Nähe von Gnoien gefun­den und wol­len dort unse­re „Bienenarche“ bau­en. Eine Bienenweide soll mit Hilfe des Netzwerkes „Blühende Landschaften“ ent­ste­hen und vie­les mehr… Wir wol­len Gemeinschaft leben und gutes für unse­re Umwelt tun. Dafür suchen wir Mitstreiter, Unterstützer, und wol­len so die Brücke zwi­schen Stadt und Land aus­bau­en und trag­fä­hig machen. Interessierte sind stets willkommen!

Wir blei­ben wei­ter­hin am Ball bzw. an den Bienen, bil­den uns wei­ter und wir­ken in ver­schie­de­nen Initiativen von Mellifera e.V. mit. Eine neue Regionalgruppe, die „Küstenimker“, wird gera­de gegrün­det und wir wer­den dar­an mitarbeiten.
„Es gibt nichts gutes, außer man tut es!”

Standort

Mecklenburg Behren-Lübchin OT Samow

Bienenstöcke

Einraumbeute & Deutsch Normal Maß mit gro­ßen Bruträumen (DNM 1,5), wei­te­re Beutentypen in Planung

Wesensgemäß?

Naturwabenbau, Große unge­teil­te Bruträume, Arbeiten mit dem Schwarmtrieb, wenn Futter, dann aus bio­lo­gi­schem Anbau, gro­ßer Eigenhoniganteil im Winterfutter

Honigverkauf ja
Schwarmfänger ja
Kontakt

helmut.lutsch@yahoo.com  /  tinelechner@gmx.de

Helmut M. Lutsch
Mellifera Regionalgruppe Berlin & Regionalgruppe Küstenimker

Mitglied in wei­te­ren Mellifera-Netzwerken: „Schwarmbörse”, sowie „Netzwerk Blühende Landschaften”, „Bienen machen Schule
Bienenprojekt für Schüler „Summasummarum“ der KULTURBöRSE Gnoien
2. Vorsitzender des Imkervereins Teterow

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